Jedes Kind kann schlafen lernen

Kaum ein Elternratgeber-Buch polarisiert so sehr wie „Jedes Kind kann schlafen lernen“.  Für die einen sind die Tipps dieses Top-Bestsellers ein Segen, für die anderen grenzen sie an Kindesmisshandlung.

Jeder der ein Baby hat, weiß wie schwierig diese Phase ist, besonders weil Babys oft nur 4 Stunden oder weniger durchschlafen können.  In der Nacht regelmäßig aus dem Tiefschlaf geweckt zu werden, zerstört den natürlichen Schlafrhythmus und belastet den menschlichen Körper erheblich. Daher wird Schlafentzug in einigen Ländern auch als psychische Foltermaßnahme angewendet.

Kein Wunder also, dass manche Eltern zu radikalen Lösungen greifen wollen, um wieder einen ruhigen Schlaf zu bekommen.

Jedes Kind kann schlafen lernen – Ist das Buch wirklich so schlimm?

Aber um was geht es genau in diesem Ratgeber des Kinderarztes Hartmut Morgenroth und der Psychologin Annette Kast-Zahn?

Das Buch beschreibt verschiedene Schlafstörungen von Kindern:  Zum Beispiel das wiederholte Aufwachen in der Nacht, der unbedingte Wunsch im Elternbett zu schlafen usw. und zeigt Möglichkeiten auf, wie Eltern diese Störungen lösen können.

Welche Lösungen schlägt das Buch vor?

Die im Buch beschriebene Methoden ähneln teilweise den hier beschriebenen Schlafhygiene-Tipps: Gute-Nacht-Rituale, ein regelmäßiger Tagesablauf und geregelte Schlafzeiten sollen das Einschlafen des Kindes erleichtern. Ziel ist es außerdem, dem Kind beizubringen, alleine einzuschlafen. Nach den Abendritualen sollen die Eltern das Zimmer des Kindes verlassen und danach in immer größer werdenden Abständen zurückkommen, um dem Kind mitteilen, dass sie noch da sind.

Besonders letzteres ist eine Maßnahme , wegen der dieses Buche sehr umstritten ist. Falls die Schlafhygiene-Maßnahmen nicht fruchten, das Kind wach bleibt und zum Weinen anfängt, soll man es weinen lassen, da es (laut dem Buch) nach einiger Zeit dadurch müde und einschlafen wird.

Fazit: Wirken die Maßnahmen im Buch?

Darüber gibt es verschiedene Ansichten. Deshalb polarisiert das Buch ja auch so stark.

Manche Eltern sind wirklich dankbar für die Tipps in diesem Buch und meinen, dass die Tipps schnell gewirkt haben. Andere Eltern berichtenjedoch davon,  dass ihr Kind nicht zum weinen und schreien aufgehört hat und durch die Maßnahmen apathisch wurde.

Das Problem ist vermutlich, dass alle Kinder anders gestrickt sind. Einige schlafen ein, nachdem sie 5 bis 10 geweint haben, andere werden dadurch hysterisch, besonders wenn keine Eltern in der Nähe sind.

Sinn ergeben auf jeden Fall die im Buch beschrieben Schlafhygiene-Maßnahmen. Wer diese einige Zeit lang befolgt, wird vermutlich die Ein- und Durchschlafprobleme des Kindes schnell in den Griff bekommen.

Zur Radikalmaßnahme zu greifen und das Kind alleine im Bett weinen zu lassen, ist bei den meisten Kindern aber sicher nicht empfehlenswert.

Wer trotzdem interessiert ist, die Methode auszuprobieren, oder sich einfach nur ins Buch einlesen will, kann den Ratgeber unter anderem hier auf Amazon kaufen.

Foto © Matt Preston von Flickr